Gut ausgeruht und voller Tatendrang ging es nun in den ersten richtigen Tag auf Erkundungstour in Bristol.
Wir trafen uns mit den herzlichen Gasteltern von Sophie am LEFT HANDED GIANT BREWPUB, einem unabhängigen Brauhaus und Bar. Wir sind hier übrigens oft vorbei gekommen:
Entweder der Pub war noch nicht offen oder brechend voll. Zumindest konnte man vormittags einen Blick auf die Braukessel werfen.
Auf der Castle Bridge warteten dann schon unsere „Stadtführer“ auf uns. Leider hatten wir nur einen Vormittag Zeit zum Kennenlernen der liebenswürdigen und sympathischen Gasteltern. Diese erklären uns sogleich, sie hätten Sophie adoptiert und wir haben sie auch gleich ins Herz geschlossen.
Auf der Suche nach einem Plätzchen zur gemeinsamen „Teatime“ ging es dann vorbei am Harbour Hotel Bristol mit seiner wunderschönen Fassade. Unterwegs schlenderten wir durch eine versteckte alte Markthalle mit allerlei ausgefallenen Ständen. Überhaupt mochten wir die kleinen Geschäfte, von denen es in Bristol zum Glück noch recht viele gibt, sehr. Natürlich gibt es auch die üblichen Ladenketten, in denen es das gleiche wie überall auf der Welt gibt: LAAAANGWEILIG!
Dann zeigte man uns die „Leonard Lane“, eine kleine Gasse, die auch als „Centerspace Gallery“ betitelt ist. Hier trafen wir erstmalig auf die ganze Pracht eines der „Wahrzeichen“ Bristols: Graffiti oder auch Street-Art. Aber während Graffiti teilweise nur als Schmiererei oder Buchstabenmarkierungen empfunden wird, entdeckt man hier echte Kunstwerke. Und die sind sehr vergänglich. Wir haben auf unseren Wegen durch Bristol festgestellt, dass plötzlich eine ganze Wand neu gestaltet wurde – quasi über Nacht!
Dann ging es weiter ins Bristol-Center, einem quirligem Platz an dessen Ende eine Treppe mit Wasserstufen und einem Fähranleger zu finden ist. Hier tummeln sich auch irrsinnig viele Doppelstockbusse: Das Zentrum eben.
Direkt am Fähranleger fanden wir dann auch im „Watershet“ ein Plätzchen für eine gemütliche Kanne Tee. Der Earl Grey ist besser als in Deutschland, ein viel feineres Bergamotte-Aroma. Wir haben viel Tee getrunken und wurden nie enttäuscht.
Leider verabschiedeten sich hier die Gasteltern, die von hier aus gleich in den Urlaub an die Küste Englands starteten.
Der Tag war noch jung, wir wieder ausgeruht – so ging es per pedes erstmal in Richtung Cabot Tower: vorbei an den Cristmas Steps in der Cristmas Street und seiner einmaligen Bäckerei „Ahh Toots„: Der Waaaaaaaaaaaahnsinn sind die Brownies und die Cookies. Wir sind hier ein jedes Mal hängen geblieben, wenn wir hier vorbeikamen. Auch sehenswert auf dieser Route ist das 1485 erbaute Almhouse, das nun u.a. als Studentenunterkunft genutzt wird.
Was wir nicht ahnten: Bristol hat durchaus einige steile Straßen und der Aufstieg zum Cabot-Tower war etwas schweißtreibend.
Der Cabot Tower befindet sich in der wunderschönen Parklandschaft von Brandon Hill in der Nähe der Park Street im West End und ist ein 32 m hoher Turm, der 1897 erbaut wurde. Dieser Turm soll an John Cabots berühmte Reise von Bristol und dem nordamerikanischen Kontinent vierhundert Jahre zuvor erinnern. Brandon Hill ist übrigens der älteste Park in Bristol, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt und den Hafen genießen kann. Auch hier waren wir nicht nur einmal 🙂
Dann wollten wir den ersten echten Banksy sehen! Ihr kennt Banksy nicht?
Banksy, das ist der rätselhafte und schwer fassbare Künstler, der mit seiner satirischen Straßenkunst, seinen subversiven Botschaften und seinen waghalsigen Invasionen einen unauslöschlichen Eindruck in der Welt hinterlassen hat. Seine Wurzeln liegen in der Underground-Szene von Bristol, wo die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Musikern seine Kreativität beflügelte. Banksys richtiger Name und seine Identität bleiben unbestätigt und geheimnisumwittert. Einige spekulieren, dass es sich bei ihm um Robin Gunningham handelt, der in der Nähe von Bristol geboren wurde. Banksys Arbeiten befassen sich mit verschiedenen Themen, darunter Anti-Krieg, Anti-Konsumismus, Anti-Faschismus und Anti-Autoritarismus. Banksys konzeptioneller Humor, seine gewagten Botschaften und sein Engagement für Aktivismus haben ihn zu einem globalen Phänomen gemacht. Sein Vermächtnis stellt weiterhin Konventionen in Frage und regt zum Nachdenken an, während er hinter der Spraydose und der Schablone verborgen bleibt.
Also unser erster echter Banky war der „Well Hung Lover“ (auch ein Wortspiel, das nicht nur den am Fenstersims hängenden Mann, sondern auch seine gute Bestückung beschreibt).
Dann ging es wieder vorbei am wunderschönen Bristol Royal Marrot-Hotel in Richtung SS Great Britain: Auch eines der Wahrzeichen Bristols.
Die SS Great Britain ist ein Passagierdampfschiff, das seiner Zeit weit voraus war: eine technische Meisterleistung! SS Great Britain war von 1845 bis 1853 das größte Passagierschiff der Welt.
Sie wurde von Isambard Kingdom Brunel (1806–1859) für den Transatlantikdienst der Great Western Steamship Company zwischen Bristol und New York City entworfen.
Es war eines der ersten Schiffe, das aus Eisen gebaut oder mit einem Schraubenpropeller ausgestattet war. Üblich waren seinerzeit eher Schaufelrad-Dampfer. Brunel war ein echter Pioniergeist, der uns in Bristol noch öfter „über den Weg laufen“ sollte.
Heute liegt es als Museumsschiff im Trockendeck und ist einen Besuch unbedingt Wert!
Wir hatten übrigens nach diesem Tag gut 20.000 Schritte „auf dem Tacho“!