Wenn man schon in Palermo ist, so sollte man sich überlegen, die Gruftanlage unter dem Kapuzinerkloster hier zu besichtigen. Diese birgt einen für unsere Verhältnisse etwas morbiden Inhalt.
Seit dem späten 16. Jahrhundert wurden hier mumifizierte Leichen aufbewahrt. Die männlichen stehend, die weiblichen liegend. Es ist schon ein seltsames Gefühl von ca. 2000 Toten umgeben zu sein, die einen aus leeren Schädeln teilweise von oben her anstarren.
Der älteste noch erhaltene Leichnam ist der des Pater Silvestro da Gubbio († 1599), der nach den Ausführungen unseres Stadtführers vor seinem Dahinscheiden die Worte geprägt haben soll:
Ich war wie Du bist, Du wirst wie ich bin.
Die Mumifizierung in der Kapuzinergruft wurde durch die Mönche durchgeführt. Unser Stadtführer erklärte, dass zunächst die Organe entfernt und dann die Leichen in Trockenräumen, sogenannte „Colatoi“, abgelegt wurden. Die Verstorbenen lagen auf Röhren aus Terracotta über steinerne Wannen, wobei die Leichenflüssigkeit vom vulkanischem Tuffstein aufgesaugt wurde. Diese Räume wurden zugemauert und somit luftdicht abgeschlossen. Damit dörrten die Leichname in nur acht bis zehn Monaten aus. Dann wurden sie mit Essig gewaschen und weitere zwei Wochen in der Sonne getrocknet. Wie zu erkennen war, wurde auch mit Stroh etwas die Körperstruktur nachgestaltet. Die Verwandten konnten sie anschließend einkleiden und in der Katakombe beisetzen.
Unser Stadtführer wollte nur ganz kurz in den Katakomben verweilen, da er eine Allergie habe. Hier wurde ich hellhörig. Was gibt es hier, das allergisch wirkt? Ich habe nachgelesen:
Einige Mumien wurden mit Kalkmilch, Arsenik oder Quecksilber behandelt. Sie sind dann besonders gut erhalten.
Alles klar...
... wir hielten uns auch nicht länger auf als nötig.
Rosalia Lombardo ist die berühmteste und auch letzte Mumie, die in der Gruft beigesetzt wurde. Die verstarb 1920 im zarten Alter von nur zwei Jahren an der spanischen Grippe und wurde von Alfredo Salafia nach einer geheimen Rezeptur einbalsamiert. Seit 2007, nach dem Auffinden von Aufzeichnungen, ist das Geheimnis weitgehend gelüftet.
Im Inneren der Gruft war das Fotografieren untersagt. Wir hielten uns daran.
Wen es interessiert, wie es hier ausschaut:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapuzinergruft_(Palermo)